In der (vorzüglichen) Fachzeitschrift für Digitales, t3n, ist ein Schwerpunktthema über „Growth Hacking“ erschienen. Mich hat insbesondere die „Schritt-für-Schritt“-Anleitung interessiert – und beim Lesen ziemlich genervt.
Ein Growth-Hacker beherrscht demnach den Kreislauf von Zielsetzung, Umsetzung und Skalierung in der digitalen Wirtschaft. Es geht ausschließlich um Wachstum in einer extrem kurzen Zeit – Beispiele: Airbnb, Twitter, Facebook.
Das mag ja richtig sein: Für Startups sind Zielstrebigkeit, Fokussierung, Messbarkeit, Schnelligkeit entscheidend – auch im Marketing. Doch der Autor scheint mir sehr romantischen Ideen anzuhängen: Der Growth Hacker arbeitet allein und beherrscht sämtliche Online-Disziplinen perfekt. Die Grenzen von Politik und Hierarchie müssten „bis zum Äußersten ausgereizt oder sogar umgangen werden“. Der (Business-)Hacker als Genie, als einsamer Wolf! Man fragt sich, wieso gerade der alles kann und alle anderen irgendwie nicht so.
Abgesehen von der ethischen Fragwürdigkeit und dem riskanten „Einzelkämpfer-Modell“: Der Artikel zeigt nur ein Schema auf, ein Prinzip, fokussiert sich auf die Ansprüche und Formen, lässt aber die Inhalte außer Betracht. Man plant das Wachstum und erreicht es dann einfach so? Womit werden die neuen Kunden begeistert? Kein Problem: Man korrigiert einfach den „Product-Market-Fit“ und die Sache läuft.
Die genannten inhaltlichen Beispiele sind im Grunde nichts als digitales Empfehlungs-Marketing oder die Vernetzung von sozialen Plattformen. Und die Leistungen, die eher traditionelle Marketing-Disziplinen erbringen können – zu denen ich im Digitalen auch Content-Marketing und SEO zähle – werden komplett ignoriert.
Mal ehrlich: „Growth Hacking“? Dafür muss man kein neues Buzzword erfinden.
(TT)