„Wie bitte? Ello?“ – fragten die meisten, denen ich von meinem neuen Zeitvertreib erzählt habe. Ja, ich war ausnahmsweise einmal einer der ersten auf einer neuen Plattform, die derzeit in der Szene diskutiert wird. Und in die man nur mit „Invite“ hereinkommt, da in der BETA-Phase befindlich (Danke, Thorsten Maderna!).

Ello ist konzipiert als Alternative zu Facebook – ein soziales Netzwerk ganz ohne Werbung und ohne Datensammlung. Natürlich gibt es dazu auch ein eigenes Manifest – ohne geht ja heute nicht mehr. Finanzieren will Ello sich dereinst über spezielle Features, die man dazukaufen  und damit die Funktionalität erweitern kann. Ungewohnt ist das cleane, puristische Schwarzweiß-Design – und das weitgehende Fehlen gewohnter Features wie Liken, Private Message, Anzeige der Konversation, Videos und und und. Doch das Ello-Team lässt sich in dieser Phase direkt ansprechen und reagiert tatsächlich auf die Nutzerwünsche. Man bekommt den Eindruck, dass fieberhaft gearbeitet wird und tatsächlich was passiert. Eine klare Feature-List dokumentiert die geplante Entwicklung hin zu einer vollwertigen sozialen Plattform.

Inhaltlich herrscht im Moment unter den meist bekannten Nutzern eine lustige Experimentierstimmung vor. Pferdewitze, Turnhallenmetaphern, Feature-Anregungen, Aphorismen. Also derzeit noch weit von einem sinnvollen und nötigen Tool entfernt. Man muss also nicht unbedingt dabei sein, genießt es aber, wenn man Spaß hat  am Herumprobieren und am direkten, recht ungehemmten Kontakt. Man kommt sich wirklich gut näher. 🙂

Natürlich stellen sich auch mir die Fragen: Brauchen wir noch eine Plattform? Wollen wir da auch noch dauernd reingucken müssen? Wird Ello das nächste große Ding? Ehrlich gesagt: Ich glaube nicht. Vielleicht ist es für einzelne Gruppen und Milieus dauerhaft attraktiv. Vielleicht hat es dank der fairen und progressiven Haltung doch genug Drive, irgendwann Facebook zumindest ein bisschen Konkurrenz zu machen. Das wäre schön. Vielleicht aber endet es irgendwann doch so trostlos wie Google+ in einer Art Dämmerzustand. Zu wünschen wäre das den engagierten Machern jedenfalls nicht.

(TT)