Der Druck der digitalen Transformation lastet auf vielen Unternehmern und Managern. Zugleich wollen sich viele Dienstleister als Experte auf dem Gebiet profilieren. Schnittpunkt für beide Gruppen sind Kongresse und ähnliche Events, wo das Thema diskutiert wird: Die Dienstleister hoffen auf „Speaking Opportunities“, die Besucher auf hilfreiche Erkenntnisse, die Referenten auf Renommee und die Veranstalter auf zahlreiche Besucher. Dafür müssen, ähnlich wie bei TV-Talkshows, möglichst hochrangige und bekannte Referenten gewonnen werden – „Keynote Speaker“, Experten, Digitalisierungsgurus.
Die Zahl solcher Events explodiert. Neben den basisorganisierten Barcamps und den von etablierten Veranstaltern und Messegesellschaften organisierten Kongressen gehen auch immer mehr große Unternehmen dazu über, ein eigenes Event auf die Beine zu stellen und damit die eigene Kompetenz zu demonstrieren – eigentlich ein klassisches PR-Tool. Wenn man wie DELL eben mal 60 Milliarden in die Übernahme eines Unternehmens investiert hat, dann ist auch noch was in der Kasse für ein eigenes Event: „The Next Now!“ nennt sich das dann.
Ist allerdings erschreckend uninspiriert. Eine lieblos gebaute Website voller Floskeln und Buzzwords vor dem Hintergrund des Brandenburger Tors, ein Speaker-Panel mit einigen CIOs, die von ihrem Unternehmen erzählen werden, und ein paar bunte Vögel wie den unvermeidlichen Richard David Precht, der als „Philosoph und Kenner der Auswirkungen der Digitalen Transformation auf unsere Gesellschaft“ angepriesen wird.
Die Teilnahme ist kostenlos – „aber auf einen exklusiven und limitierten Teilnehmerkreis beschränkt“. Und die Titel der Keynotes?
- Radikal führen – Reduced to the Max!
- Technologie im Wandel, Digitale Transformation als Chance
- Paneldiskussion: Wie überlebt mein Unternehmen die nächsten 10 Jahre?
- Highlight Keynote (Oh, hier steht 11 Tage vor Beginn noch nicht fest, welcher „Digital Leader und Entrepreneur im Bereich Enterprise Technology“ die Rede hält)
Möglich, dass der Veranstalter DELL EMC zusammen mit Intel und den Medienpartnern genügend Teilnehmer aktivieren kann, dass das Berlin Congress Center nicht verwaist bleibt. Aber erwartet irgendjemand der Anreisenden hier wirklich mehr als Allgemeinplätze?
(*TT)