… aber manchmal wünsche ich mir einfach guten Journalismus, der wie früher zwischen Anzeige und Redaktion deutlich unterscheidet.
Wie ich darauf komme und was das miteinander zu tun hat?
Immer mehr Medien gehen dazu über, ihr Online-Angebot durch bloggende „Branchenexperten“ zu ergänzen, die dann anscheinend völlig unkontrolliert aus ihrer Sicht über ihr eigenes Business schwadronieren dürfen. Und wir alle wissen, dass jedes Statement, das man über die eigene Branche platzieren darf, zugleich aufs eigene Konto einzahlt, Bekanntheit schafft, Image aufbaut und letztlich Kunden heranschafft. Das ist schön für den dienstleistenden Blogger, aber schlimm für den Leser, der sich von der Redaktion im Stich gelassen fühlen darf.
So macht’s die Lead Digital mit ihren „Digital LEADern“ (wodurch haben die sich im Unterschied zu anderen qualifiziert?) und natürlich auch die Huffington Post, die ja ganz offen damit kokettiert, dass die Blogger umsonst schreiben müssen, weil sie ja in persönlicher Reichweite „bezahlt“ werden. Zuletzt brüstete sich eine PR-Agentur damit, eine regelmäßige PR-Kolumne namens „Der Lautsprecher“ bei der HuffPo befüllen zu dürfen:
„Wir sind glücklich über die Chance, unsere Expertise an Menschen auch außerhalb der Kommunikationsbranche weitergeben zu können. Die Huffington Post arbeitet nach einem völlig neuen journalistischen Konzept und wir sind froh, das Medium auf diesem Weg zu begleiten“
Angesichts solcher Entwicklungen treibt es mich zunehmend zurück in die Arme der so genannten „Holzpresse“, wo gute Journalisten mit Verantwortungsgefühl eine klare Trennung zwischen Werbung und Redaktion aufrecht erhalten. Oder zu „Qualitäts-Blogs“ wie den taz.blogs, wo Redakteure oder andere Menschen bloggen, die nicht durch wirtschaftliche Eigeninteressen mit den Inhalten verbunden sind.
Zugegeben, das klingt seltsam von jemandem, der eine PR-Agentur betreibt und selber seine Kunden bei Redaktionen platzieren muss. Mein Selbstverständnis ist aber: Wir liefern spannende Geschichten an die Redaktion, und die entscheidet selbst, wie sie die Inhalte weiterverarbeitet. Ich bin froh, wenn es meine Kunden durch die „Qualitätssicherung“ schaffen. Aber ich bin auch froh, dass es die gibt.
TT