Die Beauftragung und Verwertung von Studien ist ja ein etabliertes Mittel der PR – das wir auch schon gelegentlich für unsere Kunden umgesetzt haben. Allerdings sollten die Studienergebnisse ein Mindestmaß an methodischer Stringenz aufweisen, um glaubwürdig und belastbar zu sein.
Bei der Studie „Exzellenz in der Unternehmenskommunikation“, über die der PRReport kürzlich berichtete, habe ich da einige Zweifel. Dort wurden 288 „Fach- und Führungskräfte“ aus deutschen Unternehmen befragt, wie sie die Qualität ihrer eigenen Kommunikationsleistung beurteilen. Auf Basis der Selbsteinschätzung wurden die Befragten dann aufgeteilt in eine „Elite“ (überdurchschnittliche Leistung) und in „Basis-Experten“ (nur durchschnittlich). Anschließend wurden die Teilgruppen untersucht und festgestellt, worin und wie sich „PR-Spreu und -Weizen“ unterscheiden. Wichtige Menschen aus Wissenschaft und Kommunikationspraxis (sprich: Konzernen) haben das dann kommentiert.
Moooment! Habe ich das richtig verstanden? Der Teilnehmer sagt über sich selbst: „Meine PR-Leistung war großartig!“ – und deshalb werden seine Statements der Branche als Erfolgsgeheimnis verkauft? Kleine Kostprobe:
„Zu den weiteren Resultaten zählt, dass Unternehmen, die mit ihren Kunden, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit hervorragend kommunizieren, Produkt- und Firmenimage wichtiger nehmen als schnelle Umsatzerfolge oder mehr Gewinn.“
Vielleicht habe ich das ja nur falsch verstanden. Dann wäre ich für erhellende Kommentare dankbar. Im Moment scheint es mir aber so, als hätte diese Studie nicht viel mehr erfasst als das Selbstbewusstsein der Teilnehmer. Wer sich am dreistesten zu den Guten zählt, dessen Meinungen über Öffentlichkeitsarbeit werden zu Glaubenssätzen erhoben. Schwups, gehört man zur Elite.
Noch ein Zitat?
„Die Elite bewertet ihren Kommunikationserfolg und die Qualität ihrer Arbeit im Schnitt jeweils mit einer 1,9. ‚Basisexperten‘ beurteilen sich deutlich schlechter.“
Die Elite (die wir aus den Menschen gebildet haben, die sich für gut halten) hält sich für gut!
Schade, dass das Geschlecht bei dieser Studie so gar keine Rolle spielt. Ich würde vermuten, dass sich die postulierte „Elite“ zu 100% aus der ja traditionell eher wenig zu Selbstzweifeln neigenden Gruppe der MÄNNER rekrutiert.
(TT)